Betriebsrat: Konflikte lösen im Team
Die meisten Menschen empfinden Konflikte als belastend und möchten sie um jeden Preis vermeiden. Sowohl im privaten als auch im beruflichen Kontext treten sie dennoch regelmäßig auf – sie gehören zum Leben dazu und sind normal. Dies gilt natürlich auch für Unternehmen, Organisationen und Betriebsräte, die mit verschiedenen Konfliktparteien aneinander geraten können.
Gerade Betriebsräte erleben in ihrem Amt oftmals regelmäßig Konflikte. Häufig, weil sie sich für die Kollegen*innen im Betrieb stark machen wollen und ihre Interessen vertreten wollen und in der Folge mit dem Arbeitgeber in Konflikt geraten. Neben Konflikten mit dem Arbeitgeber gibt es sieben weitere Parteien mit denen Betriebsräte regelmäßig in Konflikte verwickelt werden kann. Um die Konflikte erfolgreich lösen zu können, ist es hilfreich sich im ersten Schritt darüber bewusst zu werden mit welcher Partei ein Konflikt vorliegt. Erst im zweiten Schritt kann an der Lösung des Konfliktes gearbeitet werden. Denn nur, wenn die Konflikte aufgearbeitet und gelöst werden, können die Interessen der Kollegn*innen erfolgreich vertreten werden. Im Folgenden werden die acht Konfliktparteien vorgestellt. Im Anschluss werden die entsprechenden Möglichkeiten zum Umgang und zur Lösung der Konflikte thematisiert.
Inhaltsverzeichnis:
Definition: Was ist ein Konflikt?
Ein Konflikt ist eine Spannungssituation, die von den Beteiligten subjektiv so erlebt wird, dass zwei Elemente, wie
- Handlungsalternativen,
- Verhaltensweisen,
- Wünsche und Absichten,
- Gedanken,
- Ziele,
- Haltungen,
- Annahmen,
- Wertvorstellungen,
- Beurteilungen und Bewertungen oder
- Interessen
gegensätzlich und somit unvereinbar sind.
Ausgelöst werden Konflikte häufig durch die eingeschränkte Verfügbarkeit von Ressourcen. Während das Verhalten der Konfliktparteien die manifeste Ebene des Konflikts bildet, bleiben die dahinterliegenden Annahmen, Haltungen, … oftmals im Dunkeln. Diese betreffen die Ursache des Konflikts und können verschiedenen Konfliktarten zugeordnet werden.
Unabhängig von der Ursache, gibt es folgende Parteien, mit denen der Betriebsrat einen Konflikt haben kann.
Konfliktparteien im Betriebsrat: Wer streitet mit wem?
Innerer Konflikt
Einen inneren Konflikt erleben wir immer dann, wenn es uns nicht gelingt eine Entscheidung zwischen zwei oder mehr Alternativen zu treffen. Es gibt wahrscheinlich kaum Betriebsräte, die nicht sagen würden, dass sie einen Konflikt mit der Vereinbarkeit Ihrer Arbeit und der Betriebsratsarbeit haben.
Umgang mit dem inneren Konflikt
Innere Konflikte von Betriebsratsmitgliedern beziehen sich häufig auf den Spagat, den die Betriebsratsmitglieder zwischen ihrer regulären Arbeit und der Arbeit als Betriebsratsmitglied erleben. Auf der einen Seite besteht der Wunsch seine reguläre Arbeit zu leisten, die Erwartungen der Kollegen*innen und des Arbeitgebers zu erfüllen und auf der anderen Seite der Anspruch der Betriebsratsarbeit nachzukommen und auch hier die Erwartungen zu erfüllen. Bei betrieblichen Notfällen ist dieser Konflikt in Einzelfällen nicht lösbar. Von diesen abgesehen hat die Betriebsratsarbeit Vorrang vor der regulären Arbeit.
Zur Lösung des Konflikts helfen:
- Eine Ressourcen-Planung des Betriebsrates (zeitliche Skizzierung wer wann welche Aufgaben im laufenden Jahr übernimmt): Mit Hilfe einer Ressourcen Planung können auch die einzelnen Betriebsratsmitglieder sowie der Arbeitgeber mittel und langfristig planen, sodass die Vereinbarkeit der Betriebsratsarbeit erleichtert wird.
- Offene Kommunikation: Die Kommunikation mit den direkten Kollegen und/oder direktem Vorgesetzten welche Betriebsratsarbeit anliegt, kann helfen ein Verständnis für diese aufzubauen. Es darf allerdings nicht der Charakter eines „Berichtswesen“ entstehen, sondern lediglich der Aufwande der Betriebsratsarbeit deutlich werden!
- Resilienz: Die Entwicklung einer hinreichenden persönlichen Resilienz (psychische Widerstandsfähigkeit), um den Konflikt erfolgreich führen zu können.
- Gesetzeslage: Die entschlossene Durchsetzung des BetrVG-Anspruchs auf den Vorrang der BR-Arbeit ist eine gute Möglichkeit, um den innerlichen Konflikt zu lösen. Hier kann auch der Hinweis einer „Behinderung der Betriebsrats-Tätigkeit“ erfolgen, wenn das Betriebsratsmitglied nicht für seine Betriebsratsarbeit freigestellt wird. Die rechtlichen Folgen sollten allerdings auch durchgesetzt werden, sofern das reguläre Arbeitspensum nicht angepasst wird. Denn bereits 1990 hat das Bundesarbeitsgericht entschieden, dass der Arbeitgeber Betriebsräte für die Zeit Ihrer Betriebsratsarbeit an Ihrem Arbeitsplatz entlasten muss. Wie er das macht, ist seine Sache (BAG – 1990-Arbeitsentlastung wegen Betriebsratstätigkeit-27-06-1990-7ABR43_89).

Konflikt zwischen zwei Betriebsratsmitgliedern
Die Zusammensetzung eines Betriebsrates ist das Ergebnis von Wahlentscheidungen und in aller Regel werden nicht nur Freunde*innen in den Betriebsrat gewählt. Damit ist klar, dass Konflikte zwischen zwei Betriebsratsmitgliedern entstehen können, wenn unterschiedliche Motive, Ziele, etc. aufeinandertreffen.
Umgang mit dem Konflikt zwischen zwei BR-Mitgliedern
Ein Betriebsrat ist (sehr häufig) eine bunte Mischung von Menschen mit allen möglichen Interessen und Beweggründen für den Betriebsrat kandidiert zu haben. Es kann also nicht (wirklich) verwundern, wenn in der praktischen Arbeit Konflikte zwischen den Betriebsräten entstehen.
Dabei können die Konfliktursachen sehr unterschiedlich sein und auf allen denkbaren Konfliktebenen liegen.
- Betriebsratsvorsitzende haben ein problematisches Verständnis ihrer Aufgabe und Position und werden ihrer Führungsrolle nicht gerecht (Führungskonflikt)
- Betriebsratsmitglieder finden sich unsympathisch (persönlicher Konflikt auf der Beziehungsebene)
- Betriebsräte haben unterschiedliche Zielvorstellungen bei der Betriebsratsarbeit oder bei der Arbeitsgestaltung (Zielkonflikt)
- Betriebsräte können ihre Rolle im Team nicht einnehmen oder sind mit der Rolle eines Betriebsratsmitgliedes nicht einverstanden, die derjenige für sich besetzt hat (Rollenkonflikt)
- Betriebsräte interpretieren einen Sachverhalt oder ein Thema im Betriebsrat bzw. im Betrieb unterschiedlich (Wahrnehmungskonflikt)
Diese Vielfalt der möglichen Konfliktursachen bestimmt auch eine Vielfalt von möglichen Konfliktlösungsmethoden. Wichtig ist es frühzeitig Lösungen für Konflikte zu suchen und diese nicht aufzuschieben. Konflikte lösen sich i.d.R. nicht von selbst. Der Erste Schritt besteht insofern darin den Konflikt anzusprechen und zu klären, ob beide Konfliktparteien an einer Klärung interessiert sind.

Listenkonflikt
Eine Listenwahl trägt in aller Regel bereits den Keim von vielen Konflikten in sich. Schließlich haben die Arbeitnehmenden eine Stimme, mit welcher sie eine der Listen – und somit eine Personengruppe – wählen können. Ursächlich sind möglicherweise Personen, die sich nicht mögen, Bewertungen, die verschiedenen Perspektiven entstammen, Ziele, die unvereinbar scheinen oder ein anderes (angestrebtes Rollen-) Verhältnis zum Arbeitgeber.
Umgang mit dem Listenkonflikt
Werden Betriebsräte über Listen gewählt, trägt der Wahlkampf häufig dazu bei, dass nach der Wahl Konflikte zwischen Betriebsratsmitgliedern auftreten. Die zuvor bestehenden unterschiedlichen Ansichten oder Ziele im Rahmen der Betriebsratsarbeit treffen im Betriebsrat dann täglich aufeinander. Häufig ist es für die betroffenen Betriebsratsmitglieder auch schwierig mehr Verständnis für die andere Person zu entwickeln Daher ist zu empfehlen die verschiedenen Perspektiven, Haltungen oder Zielstellungen für die nächsten 4 Jahre zu akzeptieren und bei der Betriebsratsarbeit zu berücksichtigen. Gelingen kann dies wie folgt:
- Akzeptieren Sie die verschiedenen Perspektiven, Haltungen oder Zielstellungen
- R4 – Erfolgsquadrat (Regeln, Raum, Respekt, Resultate)
- Steuern Sie aktiv Ihre Zusammenarbeit
- Bestimmen Sie gemeinsam Erfolgskriterien für Ihre Zusammenarbeit
- Kommunikation, Kommunikation, Kommunikation
Immer wieder haben wir aber auch festgestellt, dass sogenannte heimliche Gewinne aus den Konflikten verhindern, dass es zu einer Lösung kommen kann. In diesen Fällen kann auch eine Klausurtagung oder ein Coaching helfen, den Konflikt zu bearbeiten.

Teamkonflikt
Ein neu gebildeter Betriebsrat wird in aller Regel bunt zusammengewürfelt und muss erst zu einem erfolgreichen Team zusammenwachsen. Konflikte zwischen zwei oder mehr Mitglieder des Betriebsrats sind nicht ungewöhnlich. Bei Betriebsräten sind es sehr häufig Rollenkonflikte, bei denen sich die individuelle Wahrnehmung unterscheidet. Auch die Arbeitsverteilung ist ein häufiger Konflikt im Betriebsrat.
Umgang mit dem Teamkonflikt
Betriebsräte sind häufig bunt zusammengewürfelt und vielmehr ein Haufen von Individuen als ein Team. Die erste Führungsaufgabe besteht insofern darin, eine Nähe zwischen den einzelnen Betriebsratsmitgliedern herzustellen und ein Teamgefühl herzustellen. Grundlage der Teamentwicklung ist das Durchlaufen der Teamphasen Forming, Storming, Norming und Performing. In der Praxis geht es dabei um die grundlegenden Abstimmungen über die Aufgaben des Betriebsrates, die Entwicklung von Regeln, Strukturen und Rollen, die Bestimmung der gemeinsamen Ziele und letztlich das gegenseitige Vertrauen im Gremium.
Die Lösung von Teamkonflikte lässt sich nicht durch ein – zwei kluge Veränderungen erreichen, es ist ein Veränderungsprozess, der angestoßen werden muss und der seine Zeit braucht.
